Vor Jahren habe ich mein Abonnement der „Zeit“ gekündigt, anlässlich der Begeisterung, mit der sich di Lorenzo und Co. ihrem Liebling Guttenberg an den Hals warfen. Diese Woche habe ich gute Lust, die Zeitung erneut zu abonnieren, nur damit ich sie gleich wieder kündigen kann, um meinen Ärger über dieses bräsige Blatt Ausdruck zu verleihen zu können.
Ich kriege also die aktuelle Ausgabe in die Hand und lese einen der Leitartikel, Es geht uns gut. Peter Dausend schreibt über eine Studie über die Zufriedenheit der Deutschen, die unter anderem ergeben hat, dass Katholiken zufriedener seien als Protestanten und die wiederum zufriedener als Atheisten. Denn, so behauptet der Autor einen Satz später:
Nur an sich selbst zu glauben ist auf Dauer halt ein bisschen wenig.
Wirklich? Der Leitartikler einer deutschen „Qualitätszeitung“ kennt den Unterschied zwischen Korrelation und Kausation nicht? Oder wie soll ich mir diese falsche Aussage sonst erklären (von der Herablassung ganz zu schweigen)?
Also, Herr Dausend: Dass zwei statistische Merkmale miteinander zusammenhängen, heißt nicht, dass das eine Merkmal der Verursacher des anderen ist. Oder konkreter: Dass Katholiken im Bundesdurchschnitt die zufriedeneren Menschen sind, heißt nicht, dass sie zufriedener sind, weil sie katholisch sind (das wäre Kausation). Es heißt nur, dass Katholizismus und Zufriedenheit in irgendeinem Zusammenhang stehen (dass also eine Korrelation besteht). Über die Art dieses Zusammenhangs ist hingegen rein gar nichts gesagt.
(Hier meine persönliche Theorie: Deutsche Katholiken sind zufriedener, weil sie mehr Geld haben. Die meisten von ihnen leben nämlich in Bayern und Baden-Württemberg, wo das Durchschnittsvermögen höher ist als in Bremen oder Sachsen-Anhalt. Zu dieser Hypothese passt auch, dass Ostdeutschland nicht nur die meisten Atheisten der Republik hat, sondern auch den geringsten Wohlstand. Ich habe aber nicht nachgeprüft, ob das stimmt. Dafür haben wir ja Qualitätszeitungen…)
Dausend stellt einfach die Behauptung auf, dass Religion zufrieden mache. Noch dazu tut er das in geringschätzigen Worten, die das alberne Klischee von den langweiligen Gottlosen perpetuieren, die, haha, nicht begreifen, wie viel toller alles wäre, wenn sie an Ostern und Weihnachten auch in das große Haus mit dem Kreuz gehen würden. Dort würden sie dann neben Leuten wie Dausend sitzen und könnten sich von ihnen Gott und die Welt erklären lassen, und das Leistungsschutzrecht am besten noch dazu.
Ich lese ja mittlerweile lieber die taz.
Ein Freund pflegt in solchen Situationen immer zu sagen: „Zahnspangen verursachen keine Pubertät!“