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Deutsche Bahn und Autobahn

Eine Fahrt mit der Deutschen Bahn ist immer wieder ein Genuss. Allein die wundervollen Lautsprecherdurchsagen – „Sänk juh for träwelling wiss Deutsche Bahn!“ – sorgen bei mir stets für gute Laune. Auf meiner jüngsten Fahrt im ICE saßen mir darüber hinaus zwei Geschäftsmänner gegenüber, die zusammen drei Blackberrys vor sich liegen hatten.

An ihnen lag es aber nicht, dass ich auf dem Rückweg mit der Mitfahrzentrale fuhr. Stattdessen wollte ich die Wirkung der deutschen Wirtschaftskrisenpolitik einmal einmal mit eigenen Augen bewundern. Und wirklich: Die Autobahnen sehen aus wie der Hof eines Autohändlers

Die Abwrackprämie ist überall! Überall blitzendes Blech und makellose Fensterscheiben – mir wurde geradezu unheimlich. Es sind fast mehr nagelneue als alte Autos unterwegs. Ich prognostiziere, dass die Unfallzahlen in diesem Jahr nach unten gehen werden, weil die Autofahrer aus Angst, einen der vielen Neuwagen zu beschädigen, besonders vorsichtig fahren. Und im darauffolgenden Jahr werden sie dann vermutlich steil ansteigen und damit ein Gegengewicht zu den in den Keller sackenden Autoverkäufen bilden.

Ich bin jedenfalls gespannt!

Die Rettung

In der Hindustan Times, einer indischen Tagszeitung, habe ich in der Ausgabe vom 27.3. einen wundervollen Artikel gefunden. Er liefert die Lösung für alle Probleme auf dem Buchmarkt!

Der Artikel stammt von einer Romanautorin. Unter der Überschrift „Turning men into page turners“ erklärt Jean Hannah Edelstein, wie sie aus Männern, die ja bekanntlich im Durchschnitt weniger Bücher als Frauen lesen, Vielleser machen will. Ihr bahnbrechendes Konzept: Sie will Romane, die eher auf weibliche Leser zielen, in einer zweiten Version herausbringen. Diese Herrenausgabe soll dadurch bestechen, dass die Protagonistin einen Männernamen erhält, und dass die Romanze mehr um das Thema Fußball kreist.

Nicht schlecht, oder?

Ich sehe ihn förmlich vor mir: Kenneth O’Hara, den Libero des FC Tara, der Loretta Butler in die starken Arme nimmt und „Morgen ist auch noch ein Tag.“ schnauft. Ebenso Ewald Briest, der sich gegen das starre Korsett des DFB-Reglements auflehnt. Und den pubertierenden Lolitus, der mit der Sportprofessorin Humberta Humbert flirtet, bis diese seinen alleinerziehenden Vater heiratet.
Am besten adaptiere ich auch Satinavs Auge: Der junge Silvanesso steht kurz vor der Aufnahme in die Immanmannschaft der Drachen von Vinsalt, als auf einer Feier des Cheerleaderordens vom Roten Röckchen ein Mord geschieht …

Sehr geehrte Frau Edelstein, so lobenswert die Absicht sein mag, mehr Männer zum Lesen zu bewegen, so albern ist die Idee der Herrenausgabe. Man kann eine Protagonistin nicht per Copy und Paste in eine männliche Figur umschreiben. Und das Thema Fußball über eine bereits geschriebene Story zu kleistern, ist so sinnvoll wie der Versuch, eine Schweinshaxe mit Zucker zu bestreuen und als Dessert zu servieren. Wer Männer zum Lesen bringen will, muss Bücher schreiben, die sie gerne lesen. Solche gibt es bereits: Z.B. Fever Pitch von Nick Hornby (Thema Fußball!), das technikfixierte Werk von Michael Crichton oder die testosteronhaltigen Militärromane von Tom Clancy. Natürlich gibt es wesentlich mehr Bücher, die sich an Frauen richten. Aber es gibt ja auch – Stichwort Angebot und Nachfrage – mehr lesende Frauen als Männer. Wer letztere mit Büchern locken will, die statt eines pastellfarbenen einen blauen Einband haben, dem wünsche ich Waidmannsheil …

Durchs wilde Indien

Nach vier bunten, ereignisreichen Wochen in Indien bin ich wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Noch bin ich dabei, all die Eindrücke und Erlebnisse auf dem Subkontinent zu verarbeiten. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass die Inder einem Sport verfallen sind, den man in den meisten anderen Ländern gar nicht kennt? Oder dass es Menschen gibt, die beim Lachen die Zunge herausstrecken? Darüber hinaus weiß ich jetzt, wie es ist, einen Hausdiener zu haben und dass die westliche Musik, wenn mann sie mit der indischen vergleicht, auf geradezu banal einfachen Rhythmen und Tonleitern beruht.

Aber einen großen Vorteil hat es doch, dass ich wieder in Deutschland bin: Hier kann ich meine Muse auf offener Straße küssen, ohne gegen die Landesgebote von Anstand und Sitte zu verstoßen. Die meisten Inder sind nämlich noch prüder, als wie sie nach Cricket verrückt sind.

Auf dem nebenstehenden Foto kann man meine Muse und mich sehen: Wir stehen auf einer Reservierungsliste des zweitgrößten Arbeitgebers der Welt, der Indian Railway Company. Der Name der Muse ist dabei allerdings etwas durcheinander geraten. In Wirklichkeit heißt sie nämlich gar nicht Papaya.

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Neues und Altes

Früher war alles besser. Die Menschen hielten ihr Handy noch ans Ohr, anstatt mit der Freisprecheinrichtung vor dem Hals und den Händen in den Taschen zu telefonieren. Und alle Krisen waren gleichermaßen bedrohlich. Demografische Entwicklung, rechtsradikal motivierte Gewalttaten, Pflegenotstand und Studiengebühren: Es war eine große, friedliche Krisenherde. Kein Krisentier dachte daran, sich über das Geschwistervieh aufzuschwingen. Wer es dennoch versuchte, geriet schneller in Vergessenheit, als man SARS und BSE sagen konnte.

Doch die fetten Jahre sind vorbei. Eine Alpha-Krise hat die Macht in der Herde übernommen und die alte Hackordnung eingestampft. Bis eben konnten wir uns noch aussuchen, was uns bedrückt. Damit ist nun Schluss: Neben der Wirtschafts- verkümmern die anderen Krisen am Rand unserer Wahrnehmung.

Nicht, dass sie plötzlich weniger schlimm als vorher wären. Es kümmert sich nur keiner mehr darum.Globale Erwärmung? Kein Geld, wir müssen Opel retten. Überwachungs- und Datenschutzskandale allerorten? Die Firmen haben es schwer genug, da muss man doch nicht päpstlicher sein als die Piusbrüder. Krise auf dem deutschen Buchmarkt? Wir haben ja noch Charlotte Roche und Heinz Strunk. So ist es nun einmal. Im Angesicht der Wirtschaftskrise müssen sich unsere übrigen Probleme eben von alleine lösen.

Aber genug von Krisen und Herden. Eigentlich wollte ich nämlich erzählen, woran ich gerade arbeite.

Fange ich damit an, woran ich nicht mehr arbeite: Das Manuskript für meinen neuen Kinderroman „Betrug am Billabong“ (vormals „Der Billabong“) ist fertig, auch das Lektorat ist schon beendet. Zurzeit werden für das Buch die Illustrationen angefertigt. Zeichnerin ist Anette Kannenberg, die auch schon den Odd Bird liebevoll illustriert hat. Alle Arbeiten laufen auf Hochtouren, und der „Billabong“ wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Ebenfalls in Kürze wird eine Kurzgeschichte aus meiner Feder, will sagen: Tastatur erscheinen. Sie trägt den Titel „Das 226. Elixier“ und spielt in Saramee, einer geheimnisvollen Stadt in einer fantastischen Welt. Zusammen mit anderen Autoren erwecke ich Saramee in einem ganzen Kurzgeschichtenband zum Leben – bzw. zum Tod, denn das 226. Elixier wurde vom besten Giftmischer der Stadt gebraut …

In den letzten Wochen bin ich schließlich ein wenig zu meinen Wurzeln zurückgekehrt: Zum Schwarzen Auge. Zusammen mit Michelle Schwefel schreibe ich an „Der Fluch des Flussvaters“, einem Abenteuerband, in dem wieder einmal Schiffe, Segel und ein Seeungeheuer die Hauptrollen spielen (und letzteres ist wirklich von der allerübelsten Sorte). Ging es bei Klar zum Entern noch in die Charyptik, tragen sich die Ereignisse diesmal (der Titel verrät es) auf dem Großen Fluss zu. Geplanter Erscheinungstermin ist Mitte des Jahres.

Ich würde noch ein bisschen mehr über Billabongs und Flussväter verraten. Allerdings stehe ich schon wieder in den Startlöchern, und zwar für meine nächste Reise: Diesmal machen meine Muse und ich Indien unsicher. Wir werden einen ganzen Monat unterwegs sein. Weil wir noch fertig packen müssen, mache ich an dieser Stelle Schluss.