Früher war alles besser. Die Menschen hielten ihr Handy noch ans Ohr, anstatt mit der Freisprecheinrichtung vor dem Hals und den Händen in den Taschen zu telefonieren. Und alle Krisen waren gleichermaßen bedrohlich. Demografische Entwicklung, rechtsradikal motivierte Gewalttaten, Pflegenotstand und Studiengebühren: Es war eine große, friedliche Krisenherde. Kein Krisentier dachte daran, sich über das Geschwistervieh aufzuschwingen. Wer es dennoch versuchte, geriet schneller in Vergessenheit, als man SARS und BSE sagen konnte.
Doch die fetten Jahre sind vorbei. Eine Alpha-Krise hat die Macht in der Herde übernommen und die alte Hackordnung eingestampft. Bis eben konnten wir uns noch aussuchen, was uns bedrückt. Damit ist nun Schluss: Neben der Wirtschafts- verkümmern die anderen Krisen am Rand unserer Wahrnehmung.
Nicht, dass sie plötzlich weniger schlimm als vorher wären. Es kümmert sich nur keiner mehr darum.Globale Erwärmung? Kein Geld, wir müssen Opel retten. Überwachungs- und Datenschutzskandale allerorten? Die Firmen haben es schwer genug, da muss man doch nicht päpstlicher sein als die Piusbrüder. Krise auf dem deutschen Buchmarkt? Wir haben ja noch Charlotte Roche und Heinz Strunk. So ist es nun einmal. Im Angesicht der Wirtschaftskrise müssen sich unsere übrigen Probleme eben von alleine lösen.
Aber genug von Krisen und Herden. Eigentlich wollte ich nämlich erzählen, woran ich gerade arbeite.
Fange ich damit an, woran ich nicht mehr arbeite: Das Manuskript für meinen neuen Kinderroman „Betrug am Billabong“ (vormals „Der Billabong“) ist fertig, auch das Lektorat ist schon beendet. Zurzeit werden für das Buch die Illustrationen angefertigt. Zeichnerin ist Anette Kannenberg, die auch schon den Odd Bird liebevoll illustriert hat. Alle Arbeiten laufen auf Hochtouren, und der „Billabong“ wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Ebenfalls in Kürze wird eine Kurzgeschichte aus meiner Feder, will sagen: Tastatur erscheinen. Sie trägt den Titel „Das 226. Elixier“ und spielt in Saramee, einer geheimnisvollen Stadt in einer fantastischen Welt. Zusammen mit anderen Autoren erwecke ich Saramee in einem ganzen Kurzgeschichtenband zum Leben – bzw. zum Tod, denn das 226. Elixier wurde vom besten Giftmischer der Stadt gebraut …
In den letzten Wochen bin ich schließlich ein wenig zu meinen Wurzeln zurückgekehrt: Zum Schwarzen Auge. Zusammen mit Michelle Schwefel schreibe ich an „Der Fluch des Flussvaters“, einem Abenteuerband, in dem wieder einmal Schiffe, Segel und ein Seeungeheuer die Hauptrollen spielen (und letzteres ist wirklich von der allerübelsten Sorte). Ging es bei Klar zum Entern noch in die Charyptik, tragen sich die Ereignisse diesmal (der Titel verrät es) auf dem Großen Fluss zu. Geplanter Erscheinungstermin ist Mitte des Jahres.
Ich würde noch ein bisschen mehr über Billabongs und Flussväter verraten. Allerdings stehe ich schon wieder in den Startlöchern, und zwar für meine nächste Reise: Diesmal machen meine Muse und ich Indien unsicher. Wir werden einen ganzen Monat unterwegs sein. Weil wir noch fertig packen müssen, mache ich an dieser Stelle Schluss.