Archiv der Kategorie: Politisches

Die Themen des vergangenen Jahres

Im  vergangenen Jahr gab es so viele schlagzeilenträchtige Ereignisse, dass es mir gegen Ende schwer fiel, mich an die Themen vom Jahresanfang zu erinnern. Flüchtlingskrise, Terroralarm in Paris, Klimagipfel – da war doch vorher was mit Griechenland gewesen? Und gab es im Januar 2015 nicht schon einen Anschlag in Paris?

Im Angesicht der aktuellen Themen ist es schwierig, sich an die Aufreger von vor sechs oder zwölf Monaten zu erinnern. Das ist kein neues Phänomen: die meisten Filme mit Oscar-Ambitionen kommen im Dezember oder Januar in die Kinos, kurz vor der Preisverleihung, weil die Juroren sich eher für einen Film entscheiden, den sie vor Kurzem gesehen haben als für einen vom Jahresbeginn.

Ich wollte wissen, wie sich die Themen, die 2015 in den Nachrichten an erster Stelle kamen, über das Jahr verteilen. Dafür habe ich mir für alle Sendungen der Tagesschau und Tagesthemen die jeweils erste Schlagzeile angeschaut. Welche Themen wurden dabei wie oft genannt?

Welche Themen wurden wie oft an erster Stelle genannt?
Welche Themen wurden wie oft an erster Stelle genannt?

Dass die Flüchtlings- und die Griechenlandkrise auf den vorderen Plätzen liegen würden (111 bzw. 98 Nennungen), hatte ich erwartet. Erstaunt war ich darüber, wie deutlich die beiden Krisen das Thema Terror hinter sich ließen („nur“ 54 Nennungen). Interessant fand ich auch, dass die bewaffneten Konflikte in Syrien und der Ukraine (24 bzw. 22 Nennungen) den Nachrichtenredaktionen praktisch genauso wichtig waren wie der FIFA-Skandal (23 Nennungen). Der Skandal um VW ist dagegen weit abgeschlagen (14 Nennungen), und der Klimagipfel wurde gar nur achtmal zuerst erwähnt wurde.

Komplett vergessen hatte ich dagegen den Co-Piloten, der Ende März eine Germanwings-Maschine zum Absturz brachte und dabei 149 Menschen mit in den Tod riss. Hier sind einige weitere Schlagzeilen, die ich nicht mehr auf dem Zettel hatte:

  • Putin-Kritiker Nemzow in Moskau erschossen (28.2.)
  • Mindestens 21 Tote bei Anschlag auf Nationalmuseum in Tunis (18.3.)
  • Mehr als 1000 Todesopfer bei Erdbeben in Nepal (25.4.)
  • Lokführerstreik legt Bahnverkehr lahm (20.5.)
  • Massive Kritik an Vorgehen gegen Netzpolitik.org (31.7.)

Nun kann man sich nicht alles merken, aber es ist doch erstaunlich, wie die Themen, über die wir vor ein paar Monaten angeregt diskutiert haben, plötzlich vergessen sind.

Wo ich schon einmal dabei war, meinen Datensatz auszuwerten, habe ich noch etwas weiter darin herumgestochert.

Welcher Politiker wurde wie oft genannt?
Welcher Politiker wurde wie oft genannt?

Politikernennungen: Unter den ausländischen Staatschefs machte der griechische Ministerpräsident Tsipras das Rennen (11 Nennungen) und stach sowohl Putin als auch Hollande aus (jeweils 7 Nennungen). Vizekanzler Gabriel kam achtmal an die Reihe. Horst Seehofer kann sich darüber freuen, dass er den Tagesthemen/Tageschau ebenso wichtig war wie Barack Obama – allerdings wurden beide von Helmut Schmidt überflügelt.

Welche Partei wurde wie oft genannt?
Welche Partei wurde wie oft genannt?

Parteinennungen: Die FDP ist nicht im Bundestag vertreten, wurde aber häufiger genannt als Linke und Grüne zusammen. Das Gleiche gilt für die NPD. Die AfD bekam gar fünf Erstnennungen, zwei mehr als die CSU und nur eine weniger als die beiden Regierungsparteien.

Hoffentlich gibt es 2016 nicht ganz so viele düstere Schlagzeilen. Die ersten Tage lassen jedenfalls nichts Gutes ahnen …

(Bildquelle: Screenshot www.tagesschau.de)

Zum Jahresausklang: Laptops für Geflüchtete

Anmerkung: Ich habe diesen Beitrag bereits auf Facebook veröffentlich, aber er ist so wichtig, dass ich ihn auch in meinem Blog verbreiten will.

Als jemand, der im Ausland lebt, gibt es für mich nur wenig Gelegenheit, bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise in Deutschland aktiv zu werden. Doch vor Kurzem erreichte mich ein Spendenaufruf, dem ich sehr gerne Folge leiste.

Den meisten Autoren wird Sandra Uschtrin ein Begriff sein. Sie ist die Herausgeberin des Handbuchs für Autorinnen und Autoren und Macherin des Autorenwelt-Newsletters. Im Moment sammelt sie für die geflüchteten Menschen, die in ihrem Heimatort untergekommen sind, alte Laptops, an denen diese Menschen das Programmieren erlernen und die Wartezeit im Auffanglager sinnvoll nutzen können. Zum Jahresausklang: Laptops für Geflüchtete weiterlesen

Ein Troll namens Jan Fleischhauer

Jan Fleischhauer ist ein Troll. Ich kann keine andere Erklärung dafür finden, warum dieser Mann Woche für Woche seine Kolumne Der Schwarze Kanal mit verquasten Texten füllt, in denen er die Realität verkennt und verdreht und die mich beim Lesen regelmäßig an Verschwörungstheorien erinnern.

Ich lese seine Kolumne nicht regelmäßig, weil ich mich nicht jede Woche darüber aufregen möchte. Aber hin und wieder schaue ich doch hinein, und jedesmal frage ich mich fassungslos, wie so jemand bei Spiegel Online schreiben darf. Darüber hinaus nehme ich mir immer wieder vor, einen von Fleischhauers Texten zu zerlegen und seine Halbwahrheiten aufzuzeigen. Heute ist es soweit. Ein Troll namens Jan Fleischhauer weiterlesen

Auf der guten Seite

In den vergangenen Jahren ließ sich immer wieder ein eigenartiges Phänomen beobachten. Es ist nicht wirklich neu, aber durch Massenmedien und Internet lässt es sich heute leichter herbeiführen und wahrnehmen. Die Rede ist vom wütenden, zum Teil hasserfüllten Widerstand, der manchen Menschen entgegenschlägt, die nichts anderes tun, als eine Meinung zu vertreten.

Ein prominentes Beispiel für dieses Phänomen ist #GamerGate. Der Hashtag steht für die unfassbare Welle der Feindseligkeit, die weiblichen Videospielentwicklern und -kritikern seit einiger Zeit entgegenschlägt (hier schrieb ich bereits darüber). Ein anderes Beispiel ist Pegida, insbesondere die Art und Weise, wie sich deren Anhänger über die Medien äußern („Lügenpresse“).

Es gibt einen erstaunlichen Grund, warum Protestierer dieses Schlages so wütend sind: Sie kämpfen um den Erhalt ihrer Unschuld.

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Gewalt? Keine Zeit, es gibt Tee

Viel wurde in den vergangenen Tagen und Wochen darüber geschrieben, wie dünn die Tünche der Zivilisation immer noch ist, Informationszeitalter hin oder her. Wie wenig geschehen muss, um anständige, rechstreue Bürger zu verbaler, struktureller oder physischer Gewalt anzustiften. Sie dazu zu bringen, rassistische oder sexistische Pöbeleien von sich zu geben, zu Zehntausenden gegen eine nicht existierende Bedrohung zu protestieren, Tausende Menschen vor den Toren Europas ertrinken zu lassen, Amtspersonen per Todesdrohung zu verjagen oder gar zu Brandstiftern zu werden.

Oftmals lassen sich diese Schandflecke auf dem Antlitz der Gesellschaft mit dem – im ästhetischen Sinn – schönen deutschen Wort „Besitzstandswahrung“ erklären. Uns in Deutschland und der EU geht es fantastisch, aber nicht mehr ganz so fantastisch wie noch vor ein paar Jahren. Wenn es so weitergeht, müssen wir noch auf den Zweitwagen oder den neuen drölfzig-Zoll-Plasmafernseher mit eingebauter Kaffeemaschine verzichten. Weil wir aber nichts von unserem Wohlstand abgeben möchten, pfeifen wir stattdessen auf Jahrtausende alte zivilisatorische Errungenschaften wie Hilfsbereitschaft oder Gastfreundschaft. Ein Jammer, dass das zu Lasten der vielen Armutsflüchtlinge geht, aber was sollen wir machen, unser Boot ist doch schon so voll und wir essen nun mal gerne sieben Mal die Woche Fleisch.

Andere Worte für diese Geisteshaltung sind „Kleinmut“, „Kaltherzigkeit“ und „Menschenfeindlichkeit“.

Dieses Titanic-Titelbild ist von 1991. 1991!

Aber noch gibt es Hoffnung für die Menschheit, zumindest in einem kleinen Teil der Welt. Die Rede ist von Großbritannien.

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Tony Stark, der Playboy – Natascha Romanoff, die Schlampe

Das Internet ist mal wieder auf dem Kriegspfad: Weil die Schwarze Witwe im neuen Avengers-Film so schlecht wegkommt, ist die Netzgemeinde sauer und lässt ihren Frust an Regisseur Joss Whedon aus; Todesdrohungen inklusive. Wie nicht anders zu erwarten war, steht jetzt der Shitstorm im Fokus und nicht mehr das eigentliche Problem: dass das Marvel-Kino-Universum von sexistischer Kackscheiße durchdrungen ist. Tony Stark, der Playboy – Natascha Romanoff, die Schlampe weiterlesen