Archiv der Kategorie: vom Schreiben

„Der Fluch des Flussvaters“ kurz vor dem Erscheinen

Wie Nandurion.de berichtet, soll das DSA-Abenteuer „Der Fluch des Flussvaters“, das etwa zur Hälfte aus meiner Feder bzw. Tastatur stammt, noch in diesem Juli erscheinen. Hier ist schon mal der Klappentext.

Havena, Tor zum Meer der Sieben Winde an der Mündung des Großen Flusses, Hauptstadt Albernias und Hort alter Geheimnisse. Seit Jahrhunderten ringen hier die Kräfte des Meeresgottes Efferd und der Erzdämonin Charyptoroth miteinander. Unbemerkt von den Bürgern der Handelsstadt, die nach Jahren des Kriegs mit den Nordmarken nur die Wiederherstellung ihres alten Wohlstandes im Blicke haben, erheben sich die Schatten der versunkenen Unterstadt erneut: Menschen verschwinden und Schiffe werden von ungeheuerlichen Monstrositäten angegriffen. Selbst der Flussvater, Efferds Statthalter, der seinen Hof in der Unterstadt haben soll, nimmt nur wenig Notiz von den Vorgängen. Einzig die Thorwaler der Sturmtrotzer-Otta kommen den Helden zu Hilfe. Gemeinsam bekämpfen sie die ‚Hranngarsbrut‘.
Um den Flussvater wachzurütteln und die charyptide Bedrohung abzuwenden, bleibt den Helden nichts anderes übrig, als in seine Unterwasserwelt einzutauchen – denn auch an seinen Hof sind ihre Gegner bereits vorgedrungen.
Auf der Jagd nach den Schergen der Tiefen Tochter stehen die Thorwaler den Helden mehr als einmal hilfreich zur Seite. Doch was treibt die Nordleute wirklich in die Stadt? Ist es tatsächlich nur der Kampf gegen die Schrecken der Tiefe oder verfolgen sie noch ganz andere Ziele? Warum sind sie so versessen darauf, den uralten Fluch des Flussvaters, der seit 2000 Jahren verhindert, dass Thorwaler den Großen Fluss befahren, zu brechen? Schließlich müssen die Helden eine Entscheidung darüber treffen, wie sie in die Sänge der Skalden eingehen wollen: als Freunde oder Feinde der Nordleute?

#CorpSq Wochen 2 und 3: Wechsel auf wöchentliche Updates

Nachdem bei Corporation Square anfangs alles ziemlich gut lief, kam kurz darauf der Durchhänger. Meine letzte Arbeit an der Kurzgeschichte liegt nun fast zwei Wochen zurück, und von meinem Ziel, täglich mindestens einen neuen Beitrag dazu zu leisten, bin ich meilenweit entfernt.

(Apropos „meilenweit“: Um sich zu merken, wie lang eine amerikanische Meile ist, gibt es die Eselsbrücke „five tomatoes“. Wenn man dies laut ausspricht, klingen die fünf Tomaten ähnlich wie „five two eight oh“, also 5.280 – das ist exakt die Anzahl Fuß, die in einer Meile enthalten sind. Interessanterweise ist 5.280 durch 11 teilbar, was bedeutet, dass irgendwo auf dem Weg von Fuß zu Meilen mit einem echt seltsamen Faktor multipliziert wird.)

Aber zurück zum Thema. Was ist passiert? Nun, zum einen bin ich (wie man an obigem Exkurs sehen kann) nicht gegen Prokrastination gefeit und schiebe die Arbeit an CorpSq nun schon seit ein paar Tagen vor mir her. Begünstigt wird dies dadurch, dass ich mit der Planung und Recherche für meinen nächsten Roman begonnen habe. Und in der Anfangsphase eines Projekts macht es nun einmal nur halb so viel Spaß, Zeit und Energie in anderen Ideen zu investieren.

Das Hauptproblem ist aber wohl dieses: Es entspricht nicht meinem Stil, nicht am Stück zu schreiben. Normalerweise würde ich mit dem bisherigen Stoff und einem Milchkaffee an einen Tisch setzen und erst aufhören zu schreiben, wenn die Geschichte fertig ist (oder der Kaffee alle). Das zerstückelte Schreiben via Twitter sorgt dagegen dafür, dass mein Gefühl für Tempo und Rhythmus verloren geht. Anstatt die ganze Geschichte im Blick zu haben, mich in sie hineinzuversetzen, verlasse ich sie nach wenigen Minuten wieder, und das tut weder mir noch CorpSq gut.

Meine Konsequenz daraus ist, dass ich den täglichen Schreibrhythmus. ab sofort aufgebe. Stattdessen gehe ich zu einem wöchentlichen Update über. Von nun an werde ich einen Kaffee die Woche auf den Fortgang von Corporation Square verwenden und auf nichts anderes. Ansonsten ändert sich nichts. Insbesondere will ich auch weiterhin Contributions ermöglichen. Ich werde die Geschichte also nicht alleine zu Ende schreiben, sondern gemeinsam mit anderen, mit euch. Das war schließlich die Idee, aus der ich CorpSq ins Leben rief.

Natürlich werde ich weiter via Twitter informieren, und von Zeit zu Zeit wird es auch exklusive Twitter-Updates geben – nur eben nicht mehr täglich. Vielleicht wird das Mitschreiben durch den geänderten Rhythmus sogar leichter werden… aber mehr dazu ein anderes Mal.

#CorpSq – die erste Woche

Die erste Woche meines Experiments, die Kurzgeschichte Corporate Square öffentlich per Twitter zu schreiben,  neigt sich dem Ende zu. Zeit für ein kleines Zwischenfazit.

Zunächst ein paar nackte Zahlen: Die bisherige Geschichte hat X Beiträge, darunter 2 Gastbeiträge (beide von dunkeltron – danke dafür). Sie besteht derzeit aus 24 Zeilen und umfasst 184 Wörter. Die aktuelle Textfassung findet sich am Ende dieses Artikels.

Spannend finde ich das kollaborative Element. Für mich, den Autor, bringt es viel Unwägbarkeit mit sich – ich weiß immer noch nicht genau, in welche Richtung die Geschichte eigentlich geht oder wie sie ausgehen wird. Andererseits ist der Mensch ein Gewohnheitstier und neigt dazu, in den selben Bahnen zu denken bzw. zu schreiben. Diese Gefahr besteht bei #CorpSq definitiv nicht.

Woran ich mich noch gewöhnen muss: Dass ich einmal Geschriebenes nicht mehr ändern kann. Twitter-Nachrichten lassen sich nicht editieren, was bedeutet, dass jeder Beitrag zu #CorpSq endgültig ist. Schreiben nach dem Fire-and-Forget-Prinzip – das ist neu, und der erste Tippfehler lässt bestimmt nicht lange auf sich warten. Immerhin hat die Sache den Vorteil, dass ich das Manuskript nicht zu überarbeiten brauche…

Problematisch ist derzeit noch die Übersicht. Da der Text auf viele einzelne Twitternachrichten verteilt ist, ist es verhältnismäßig schwierig, die Geschichte als Ganzes zu lesen. Ich arbeite an einer Softwarelösung, die alle zugehörigen Tweets aneinanderreiht, aber die Twittersuche legt den Schwerpunkt auf Relevanz und nicht auf Vollständigkeit, sodass ein zuverlässiges Abrufen von Nachrichten schwieriger als erwartet ist. Bis alles klappt, muss ich die Sache per Hand erledigen, und das ist leider fehleranfällig. Beim nächsten Experiment dieser Art werde ich mich vorher nach einer geeigneteren Lösung als Twitter umsehen.

Das nächste Update von #CorpSq gibt es übrigens erst am Dienstag den 29.; der Montag ist ein Feiertag.

Corporation Square (Stand 25.5.)

Ich stehe auf dem Corporation Square, den Kopf im Nacken,
und kann weit über mir ein Stück vom Himmel sehen.
Ein kleiner blauer Fleck zwischen Fassadenglas und dem Stahl der Streben,
auf denen die oberen Ebenen der Stadt ruhen,
kaum auszumachen vor dem Flackern der Werbeneons. Ich hatte
nicht geglaubt, dass ein so schöner Anblick existiert.
Nur dieser blaue Fleck, mein kleines Stückchen Himmel.
Der Platz ist leer bis auf mich und meinen Körper.
Sirenen heulen, Lichter zucken. Tausend Augen beobachten uns
aus sicherer Entfernung. Ich spüre ihre Blicke,
gefiltert durch Sichtverstärker und Zielfernrohre.
Welch Kompliment: Das alles gilt niemandem
außer mir allein.
Meine Zeit in Freiheit geht zu Ende. Was ist schon Freiheit?
Nur der Name für ein größeres Gefängnis.
Werde ich denn etwas vermissen? Wird mir fehlen,
was mir nicht auch jetzt schon fehlte?
Menschen suchen Antworten, sie können nicht anders.
Aber welche Frage ist wirklich wichtig, wenn nicht diese:
Wie komme ich hierher?

Am Anfang meiner Geschichte steht ein Computer.
Nein, das ist nicht richtig: Meine Geschichte
beginnt in seinem Innern. Eine Geburt
aus Silizium und Null und Eins.

Creative Commons Lizenzvertrag

„Corporation Square“, eine experimentelle Kurzgeschichte (Update)

Im Zuge der Urheberrechtsdebatte habe ich mehr als einmal den Vorwurf gelesen, die Schriftsteller hätten Angst vor dem Internet, sie wüssten mit den neuen Möglichkeiten nichts anzufangen. Anstatt Experimente zu wagen würden sie nur versuchen, Althergebrachtes zu zementieren. Um genau zu sein, habe ich neulich selbst mit diesem Argument gespielt.

Tatsächlich trifft es jedoch auch auf mich zu. Beim Experimentieren mit neuen Veröffentlichungsformen im Netz habe ich mich bislang vornehm zurückgehalten. Weil derjenige im Glashaus nicht mit Steinen werfen soll, starte ich heute mein eigenes Internet-Experiment: Corporation Square

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Warum ich den Aufruf „Wir sind die Urheber“ nicht unterzeichne

Die aktuelle Debatte um das Urheberricht erreichte gestern mal wieder einen neuen Höhepunkt, als 1.500 (Stand: gestern Abend) Schriftsteller, Musiker und Künstler den Aufruf Wir sind die Urheber unterzeichneten. Während ich den knappen Text las, wurde mir schnell klar, dass ich diesen Aufruf auf keinen Fall mitunterzeichnen werde, obwohl ich selber ein Urheber bin.

Zu den „Urhebern“ gehören Schwergewichte wie Charlotte Roche, Daniel Kehlmann, Mario Adorf und Sven Regener (der mit seinem polemischen Radiokommentar die Hochphase der Debatte selbst einläutete). Die Sichtweise, die aus ihrem Text spricht, erinnerte mich an eine Diskussion zum selben Thema, die ich im März mit Bernhard Hennen führte. Er sagte, er ärgert sich, wenn seine Bücher in Tauschbörsen gehandelt werden, wenn dabei zum Teil sogar Geld verdient wird, von dem bei ihm, dem Autor, aber nichts ankommt. Darum sehe er Inititiativen wie ACTA, die schärfere Internetkontrollen vorsehen, grundsätzlich positiv. Ich sah die Dinge anders als Bernhard, auch wenn ich meine Argumente noch nicht recht in Worte fassen konnte.

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Lesungsnachlese: Buchmesse Leipzig, lit.cologne

Im März war ich eingeladen, um aus Schwarzspeicher zu lesen. Eine der Lesungen fand auf der Leipziger Buchmesse statt. Als ich fertig war, kam ein junger Mann auf mich zu und sagte, was ich vorgelesen und erzählt hätte, sei so spannend gewesen, dass er Lust bekommen habe, Schwarzspeicher zu lesen – als erstes Buch in seinem Leben. Das hat mich natürlich gefreut, aber gleichzeitig war ich ein wenig traurig, weil ich noch nie jemanden getroffen habe, der noch kein einziges Buch gelesen hat. Da habe ich ihm ein Exemplar geschenkt.

(Besten Dank an Verena für das Foto.)

Aus Leipzig ging es dann direkt weiter nach Köln zur lit.cologne. Dort hielt ich eine ziemlich schräge Lesung, und zwar in der U-Bahn mitten im freitagabendlichen Berufsverkehr. Das Ganze war Teil der „Extrafahrt“, bei der einen Tag lang auf verschiedenen Bahnlinien Lesungen, Lyrik und Poetry-Slams zum Besten gegeben wurden.

Den ganzen Nachmittag über wechselten mein Kollege Hans Jürgen Sittig und ich uns damit ab, die überraschten Fahrgäste der Linie 4 zu unterhalten. Stadteinärts las Hans Jürgen aus seinem Krimi „Mordwald“, stadtauswärts ich aus Schwarzspeicher. Die Reaktionen des Publikums waren ausnehmend positiv. Allerdings mussten wir irgendwann die Zelte abbrechen, weil es spät wurde und immer mehr Partyvolk die Bahn bevölkerte.

(Foto: Hans Jürgen Sittig)