Archiv der Kategorie: Weltreise

Die Rettung

In der Hindustan Times, einer indischen Tagszeitung, habe ich in der Ausgabe vom 27.3. einen wundervollen Artikel gefunden. Er liefert die Lösung für alle Probleme auf dem Buchmarkt!

Der Artikel stammt von einer Romanautorin. Unter der Überschrift „Turning men into page turners“ erklärt Jean Hannah Edelstein, wie sie aus Männern, die ja bekanntlich im Durchschnitt weniger Bücher als Frauen lesen, Vielleser machen will. Ihr bahnbrechendes Konzept: Sie will Romane, die eher auf weibliche Leser zielen, in einer zweiten Version herausbringen. Diese Herrenausgabe soll dadurch bestechen, dass die Protagonistin einen Männernamen erhält, und dass die Romanze mehr um das Thema Fußball kreist.

Nicht schlecht, oder?

Ich sehe ihn förmlich vor mir: Kenneth O’Hara, den Libero des FC Tara, der Loretta Butler in die starken Arme nimmt und „Morgen ist auch noch ein Tag.“ schnauft. Ebenso Ewald Briest, der sich gegen das starre Korsett des DFB-Reglements auflehnt. Und den pubertierenden Lolitus, der mit der Sportprofessorin Humberta Humbert flirtet, bis diese seinen alleinerziehenden Vater heiratet.
Am besten adaptiere ich auch Satinavs Auge: Der junge Silvanesso steht kurz vor der Aufnahme in die Immanmannschaft der Drachen von Vinsalt, als auf einer Feier des Cheerleaderordens vom Roten Röckchen ein Mord geschieht …

Sehr geehrte Frau Edelstein, so lobenswert die Absicht sein mag, mehr Männer zum Lesen zu bewegen, so albern ist die Idee der Herrenausgabe. Man kann eine Protagonistin nicht per Copy und Paste in eine männliche Figur umschreiben. Und das Thema Fußball über eine bereits geschriebene Story zu kleistern, ist so sinnvoll wie der Versuch, eine Schweinshaxe mit Zucker zu bestreuen und als Dessert zu servieren. Wer Männer zum Lesen bringen will, muss Bücher schreiben, die sie gerne lesen. Solche gibt es bereits: Z.B. Fever Pitch von Nick Hornby (Thema Fußball!), das technikfixierte Werk von Michael Crichton oder die testosteronhaltigen Militärromane von Tom Clancy. Natürlich gibt es wesentlich mehr Bücher, die sich an Frauen richten. Aber es gibt ja auch – Stichwort Angebot und Nachfrage – mehr lesende Frauen als Männer. Wer letztere mit Büchern locken will, die statt eines pastellfarbenen einen blauen Einband haben, dem wünsche ich Waidmannsheil …

Durchs wilde Indien

Nach vier bunten, ereignisreichen Wochen in Indien bin ich wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Noch bin ich dabei, all die Eindrücke und Erlebnisse auf dem Subkontinent zu verarbeiten. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass die Inder einem Sport verfallen sind, den man in den meisten anderen Ländern gar nicht kennt? Oder dass es Menschen gibt, die beim Lachen die Zunge herausstrecken? Darüber hinaus weiß ich jetzt, wie es ist, einen Hausdiener zu haben und dass die westliche Musik, wenn mann sie mit der indischen vergleicht, auf geradezu banal einfachen Rhythmen und Tonleitern beruht.

Aber einen großen Vorteil hat es doch, dass ich wieder in Deutschland bin: Hier kann ich meine Muse auf offener Straße küssen, ohne gegen die Landesgebote von Anstand und Sitte zu verstoßen. Die meisten Inder sind nämlich noch prüder, als wie sie nach Cricket verrückt sind.

Auf dem nebenstehenden Foto kann man meine Muse und mich sehen: Wir stehen auf einer Reservierungsliste des zweitgrößten Arbeitgebers der Welt, der Indian Railway Company. Der Name der Muse ist dabei allerdings etwas durcheinander geraten. In Wirklichkeit heißt sie nämlich gar nicht Papaya.

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Satinavs Auge gewinnt (fast) den Deutschen Phantastik-Preis!

Es ist mal wieder Zeit, auf meinem Schreibtisch aufzuräumen. In den vergangenen Wochen und auf der Buchmesse hat sich bei meinen Projekten einiges bewegt: Manche sind in eine neue Phase eingetreten, andere nehmen gerade erst feste Gestalt an. Aber der Reihe nach.

Zunächst kann ich berichten, dass ich die Arbeit an meinem neuen Roman abgeschlossen habe. Wie schon The Odd Bird wird auch dieses Buch ein zweisprachiger Kinderkrimi, den ich unter dem Pseudonym Paul Jansen bei Langenscheidt veröffentliche. Sein Titel wird „Der Billabong“ lauten.
Angesichts dieses Titels ist es keine Überraschung, dass das Buch in Australien spielt. Beim Schreiben des Romans habe ich viele Erlebnisse und Erfahrungen einfließen lassen, die ich während meiner Zeit down under sammeln konnte. Es hat viel Spaß gemacht, auf den fünften Kontinent zurückzukehren, selbst wenn es nur auf dem Papier war.

Vergangene Woche fand in Frankfurt am Main die Buchmesse statt. Ich stürzte mich in den Trubel, um alte Bekanntschaften zu vertiefen und neue Kontakte zu knüpfen. Wie erfolgreich der Besuch war, werde ich in einigen Wochen sehen, wenn die angestoßenen Projektideen spruchreif geworden sind. Das Interesse unter den Verlagen ist jedenfalls vorhanden, und ich freue mich schon darauf, bald mehr verraten zu können.

Am Rande der Messe gab es wie in jedem Jahr den Buchmesse-Con, eine beschauliche und ruhige Veranstaltung, auf der ich mich nach den hektischen Messetagen umso wohler fühlte. Auf der Con wurde auch der Deutsche Phantastik-Preis 2008 verliehen, für den ich mit Satinavs Auge in der Kategorie bester deutschsprachiger Roman nominiert war.

Zwar habe ich den Preis nicht gewonnen, aber angesichts der Konkurrenz geht das vollkommen in Ordnung: Von Cornelia Funke (die für „Tintentod“ den Preis erhielt), Stephan Bellem und den beiden Fantasy-Stars Christoph Hardebusch und Bernhard Hennen überflügelt zu werden ist nun wirklich keine Schande. Ich freue mich für die Preisträgerin und bedanke mich bei allen, die mir mit ihrer Stimme dieses beachtliche Ergebnis beschert haben.

Alle Preisträger des DPP sind hier aufgeführt.

Die Rückkehr

Ich bin wieder im Lande.

Nach einem halben Jahr sind meine Muse und ich von unserer Weltreise zurückgekehrt, die uns ein halbes Jahr lang durch drei Kontinente führte. Vor der Ankunft im traditionell kühlen Hamburg befürchteten wir schon das Schlimmste, waren wir doch zuletzt von der brasilianischen Sonne so richtig verwöhnt worden. Doch der norddeutsche Frühling zeigt sich von seiner schönen Seite, und den Himmelfahrtssonntag haben wir bereits im Stadtpark verbracht.

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Wie die Reise war? Nun, sie war toll, erlebnisreich, anstrengend, lehrreich, großartig; voller kostbarer Erfahrungen und Eindrücke, die mich ein Leben lang begleiten werden. In einem Wort: Die Reise war unvergesslich.

Im Gepäck hatte ich am Ende auch unzählige Ideen für neue Geschichten – wenn einer eine Reise tut, dann kann er eben etwas erzählen. Nun bin ich dabei, die Ideen zu sortieren und in neue Exposés zu gießen. Leider muss ich mich währenddessen auch wieder an den Alltagstrott gewöhnen – ein Leben auf Reisen ist eben doch ganz anders.

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Versüßt wird mir die Eingewöhnung aber durch das Erscheinen meines neuesten Romans. Ich hatte ihn bereits vor der Reise geschrieben, und im März ist er erschienen. Das Buch heißt The Odd Bird – Der komische Vogel und ist wie Der Pilot ein zweisprachiger Titel für Langenscheidt. Diesmal handelt es sich um ein Kinderbuch, genauer: um einen Krimi für kleine und große Kinder ab 10 Jahren. Hier gibt es mehr darüber zu erfahren.

Dass auf dem Buch nicht Tobias Radloff steht, ist übrigens kein Versehen. Ich habe den Odd Bird unter Pseudonym geschrieben, und auch in Zukunft werde ich neue Langenscheidt-Titel nur noch unter dem Namen Paul Jansen veröffentlichen. Alle anderen Bücher werden jedoch nach wie vor unter meinem richtigen Namen erscheinen.

Auf ins Abenteuer!

Am Montag werde ich für längere Zeit verreisen. Meine Muse und ich brechen zu einer sechsmonatigen Reise auf, die uns von Thailand über Australien und Neuseeland bis nach Südamerika führen wird.
Wir werden den eingefahrenen Alltag verlassen, neue Wege gehen. Es geht darum, fremde Länder zu erforschen, die Menschen dort kennenzulernen und mit ihnen Musik zu machen. Und als Autor freue ich mich natürlich besonders darauf, vielfarbige Geschichten, Erlebnisse und Bilder zu sammeln, die ich in meine künftigen Romanen einfließen lassen will.

Auch in Abwesenheit wird es einiges von mir zu lesen geben. Meine Muse und ich schreiben eine regelmäßige Artikelserie in der Offenbach-Post, in der wir Eindrücke von unserer Tour wiedergeben. Darüber hinaus wird es ein neues Buch von mir geben, für das ich das Manuskript in den vergangenen Wochen vollendet habe. Wie der Pilot handelt es sich wieder um einen zweisprachigen, englisch-deutschen Roman, der bei Langenscheidt erscheint. Er wird sich vor allem an Kinder richten und im ersten Quartal 2008 herauskommen.
Und als wäre das nicht genug, habe ich noch ein ganz neues Projekt in die Wege geleitet, über das ich aber jetzt noch nichts verraten werde …

Nun muss ich aber wirklich langsam den Rucksack fertig packen. Darum verabschiede ich mich hiermit von all meinen Lesern (für eine Weile jedenfalls) und wünsche Ihnen allen gemütliche Lesestunden. Bis bald!
Tobias Radloff